Kommunikationstipp: Wie sag ichs

Wie sag ichs: Nein sagen

Während du dir jetzt diesen Artikel durchlesen möchtest, hat dich vielleicht soeben eine Nachricht auf deinem Handy abgelenkt, auf dem Bildschirm erscheint jetzt eine E-Mail die du dringend beantworten solltest, eine neue Terminanfrage huscht über den Bildschirm und der Kollege spaziert durch das Büro und fragt wer mit in die Kantine möchte. Ablenkungen am Arbeitsplatz sind nichts Neues. Verschiedene Studien belegen, dass Bürokräfte sich ungefähr alle drei Minuten unterbrechen lassen bzw. sich selbst unterbrechen. Laut Gloria Mark von der University of California, kann es bis zu 23 Minuten dauern, bis wir wieder bei unserer ursprünglichen Aufgabe gelandet sind.

Und hiermit haben wir schon eines der großen Probleme bzw. Zeitfresser: Wir sagen nicht gerne Nein. Wenn uns ein Arbeitskollege anspricht ob wir schnell 2 Minuten Zeit haben für ihn, sagen wir meist Ja. Wir lassen unsere Arbeit liegen und bemerken gar nicht, dass es bei weitem länger gedauert hat als 2 Minuten.

Warum wir nicht gerne ein 'Nein' hören

Bist du ein Mensch der es gerne jedem recht macht, jemand der nett und hilfsbereit sein will und grundsätzlich eher Ja sagt als Nein? Wir sagen etwas zu, weil wir das Gefühl genießen gebraucht und gemocht zu werden. Unsere Zeit ist jedoch begrenzt und die gilt es weise zu füllen.

Den meisten Menschen fällt es eher schwer Nein zu sagen. Das kann verschiedene Gründe haben. Das erste Mal mit Nein konfrontiert werden wir von unseren Eltern. Aus Angst vor möglichen negativen Konsequenzen (der andere wird mich ablehnen, ich bin schuld wenn andere enttäuscht oder verletzt sind, ich bin egoistisch,…) sagen wir lieber Ja als Nein. Nicht nur, dass wir uns im Nachhinein darüber ärgern, sondern es leidet auch unser Selbstwertgefühl darunter. Wir fühlen uns ausgenutzt und abhängig von anderen. Zudem, lässt du mit diesem Verhalten zu, dass dir Zeit geraubt wird, die du gerade für andere, wichtigere Sachen brauchen könntest.

Im Arbeitsalltag heißt das konkret zu viel Ja-Sagen frisst dir wertvolle Zeit weg die du für deine Arbeit benötigst. In dem du öfter Nein sagst, übernimmst du Verantwortung für deine Ziele und Projekte. Was geschieht noch wenn du beginnst mehr Nein zu sagen?

Du bist zufriedener, da du mehr auf deine Bedürfnisse eingehst und dementsprechend handelst. Du verschaffst dir Respekt. Und du lässt dich nicht mehr ausnutzen. In dem du öfter Nein sagst, sparst du dir deine eigenen Ressourcen, Zeit und Geld und auf einmal hast du mehr Zeit für die wirklich spannenden Dinge in deinem Leben.

7 Strategien, damit ein Nein für dich und den anderen richtig ankommt

Nein sagen will geübt sein. Und für den einen oder anderen braucht es Mut um damit zu beginnen.

  1. Stehe zu deinem „Nein“: Es muss schließlich nicht immer alles begründet werden. „Nein. Ich kann nicht.“, reicht das nächste Mal. Oder versuche es mit „Ich kann nicht. Da habe ich keine Zeit. Dazu habe ich keine Lust.“ Es muss nicht immer eine umständliche Notlüge sein. Versuche freundlich zu bleiben, dich aber nicht für dein „Nein“ zu entschuldigen.
  2. Schlage Alternativen vor: Während der Arbeit sollte dein „Nein“ schon ein wenig mehr begründet werden. Der Kollege der nur mal eben kurz etwas fragen wollte, stört dich gerade bei einer wichtigen Planung. „Nein, jetzt gerade ist schlecht. Magst du in einer Stunde vorbeischauen?“ Wäre da eine passendere Antwort.
  3. Begründe dein „Nein“: Wer dem Chef schon etwas abschlagen muss, sollte besser eine gute Begründung parat haben. Dabei helfen gut geführte To-Do-Listen die zeigen, dass du derzeit andere Prioritäten hast.
  4. Begründe mit Bedürfnissen / Gefühlen: „Ich würde wirklich sehr gerne mit euch einen Ausflug machen, aber ich möchte heute die Zeit mit meinen Kindern verbringen.“ Oder „Nein, ich bleibe heute zuhause. Ich möchte heute Abend zuhause verbringen und ein Buch lesen.
  5. Nimm dir Bedenkzeit bevor du antwortest: Bevor du gleich mit Ja oder Nein antwortest, versuche es mal mit „Ich muss darüber kurz nachdenken. Ich melde mich gleich bei dir.“ Analysiere die Situation kurz und frage dich folgende Fragen: Was soll ich genau tun? Wie viel Zeit/Energie/Lust habe ich gerade? Wie oft hat die Person schon etwas für mich getan?
  6. Danke sagen: Bevor wir gleich mit dem „Nein“ starten, lohnt es sich in manchen Situationen sich zuerst zu bedanken. „Danke, lieb dass du an uns gedacht hast. Nur leider ist unser Terminkalender gerade voll.“ „Danke, dass du mir die Aufgabe zutraust. Ich würde sie wirklich gerne übernehmen aber ich bin schon zu stark im Sportverein eingeteilt.“
  7. Nonverbale Kommunikation: Auf einem Markt bietet ein Händler einen viel zu hohen Preis für einen Teppich. Du drehst dich um und gehst.
Wo Nein sagen unangebracht ist

Natürlich könnte ich dir jetzt raten einfach in allen Situationen mit dem „Nein“ sagen zu üben. Es gibt jedoch noch ein paar Situationen wo Nein sagen eher unangebracht ist:

  • Die lange geplante Hochzeit steht an, alles ist vorbereitet. Alle Gäste sind da. Du stehst mit deinem Herzensmenschen vor dem Altar. Der Pfarrer fragt euch ob ihr den ewigen Bund des Lebens eingehen möchtet. Von dem ganzen „Nein“ sagen üben, rutscht dir „Nein“ anstatt ein „Ja“ heraus.
  • Dein bester Freund hilft dir im Garten. Er möchte auf die Leiter steigen um die letzten Äpfel zu erreichen und bittet dich, die Leiter zu halten. Spontan und entschlossen kommt es aus dir heraus: „Nein.“
  • Deine Arbeitskollegin bittet dich, ihr einen Kaffee vom Kaffeeautomaten mitzubringen. Wie selbstverständlich schießt es aus dir heraus: „Nein.“

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare